Wiederholungsprüfung von ICT Geräten der SK1 ohne Schutzleiter

09. 04.

Wie ist die Wiederholungsprüfung an Geräten der Informationstechnik (ICT-Geräte) der Schutzklasse 1 durchzuführen, die über keinen erkennbaren Schutzleiter verfügen?

Es ist gerade etwas unübersichtlich bei Geräten der Informationstechnik (ICT-Geräte) im Hinblick auf die anzuwendende Produktnorm. Die aktuelle DIN EN IEC 62368-1 ist nicht unter der Niederspannungsrichtlinie gelistet, somit ist immer noch die DIN EN 62368-1:2014 (VDE 0868-1:2016-05) für die Sicherheit maßgeblich.

Bei den durch den Betreiber veranlassten Prüfungen nach VDE 0701 ist es derzeit nicht besser – beide Normen klammern ICT-Geräte im Anwendungsbereich aus. Und es gibt keine eigenständige und anwendbare Norm zur wiederkehrenden Prüfung von ICT-Geräten. Somit bleibt dem Betreiber nichts anderes übrig als per Gefährdungsbeurteilung Prüfungen analog zur VDE 0701 durchzuführen.

Die anzuwendende VDE 0868-1, die sich ausschließlich an den Hersteller richtet, beschäftigt sich auf 380 Seiten mit den Sicherheitsanforderungen an ICT-Geräte und ermöglicht eine solche Konstruktion. Man bettet ein SK I-Gerät (das Netzteil) in eine isolierte Struktur ein. Das muss von außen nicht einmal erkennbar sein!

Es genügt, wenn die isolierte Struktur dann einige Kilovolt Isolationsmessspannung und ein paar Stoßspannungstests überlebt. Und dieses Konstrukt wird dann in einen 19“-Gehäuse gesetzt, dass selbstverständlich aus Metall ist und „üblicherweise“ geerdet wird.

Von außen ist dann nicht erkennbar, dass die Versorgungsspannung über den Kaltgerätstecker so gekapselt ist, dass keine Gefährdung nach außen kommen kann. Das SK-I- Gerät ist u.U. nicht mal mehr berührbar und die Teile des 19“-Gehäuse sehen nur eine (quasi-)schutzgetrennte Kleinspannung bei der kein Schutzpotentialausgleich nötig ist.

Die Trennung von Erdverbindungen ist auch in der ICT-Gerätenorm so beschrieben, etwa im Abschnitt 5.7.4 mit Verweis auf die IEC 60990 in der es darum geht Berührströme im ersten Fehlerfall nachweislich zu vermeiden.

Bei allen ICT-Geräten ist der Nachweis zu führen (nach Abschnitt 5.7.4) dass jede Unterbrechung eines Schutzleiters oder einer Erdung nicht zu einem gefährlichen Berührungsstrom führt. Man kann diese Prüfung nach IEC 60990 durchaus vergleichen mit einer Schutzleiterstrom-Messung im direkten Verfahren. Dabei werden aber dann auch wieder etwas genauer spezifizierte Grenzwerte angewendet, die sogenannten ES2-Grenzwerte. Auch dies lässt sich vereinfacht mit den bekannten Grenzen von 3,5 mA und 25 bzw. 50 V vergleichen. Tatsächlich werden hier bei der Bewertung noch mehr Faktoren mathematisch berücksichtigt, etwa Frequenz, Scheitel- und Effektivwerte der Spannung und Einwirkdauer.

Kurz gesagt: Ein Einzelfehler darf nicht zu einem gefährlichen Zustand führen. Konstruktiv. Ein Einzelfehler wäre auch eine Unterbrechung des Schutzleiters.

Zusammenfassung

Die Möglichkeiten der zulässigen Schutzkonzepte in der DIN EN 62368-1 machen es einer befähigten Person nahezu unmöglich zur Geräteprüfung ein ICT-Gerät wirklich zu beurteilen. Es sind mittlerweile von außen so absurd wirkenden Konstruktionen möglich dass außer dem Hersteller kaum mehr jemand etwas sinnvolles dazu sagen kann.

Michael Lochthofen, MEBEDO Consulting GmbH, Montabaur

Welche Arbeiten dürfen von elektrotechnischen Laien an elektrischen Anlagen ausgeführt werden?

Hier hat der Unternehmer/ Arbeitgeber als oberster Anlagenbetreiber die Verantwortung, im Sinne der Sicherheit aller Mitarbeitenden und auch Dritter, für eine sichere Anlage zu sorgen. Ihm obliegt damit die Pflicht, die betrieblichen Prozesse in geeigneter Weise zu organisieren, sodass die Arbeitssicherheit jederzeit gewährleistet ist und auch bleibt. Lediglich kleinere elektrische Tätigkeiten, wie z. B. das Auswechseln eines Leuchtmittels oder einer Schmelzsicherung, sind unter gewissen Voraussetzungen für den Laien  erlaubt. 

Kann eine Differenzstromüberwachung anstelle einer Isolationsmessung an Maschinen zum Einsatz kommen?

Die wiederkehrende Prüfung einer Maschine fällt in den Anwendungsbereich der DIN VDE 0105-100/A1. Die eigentliche »Maschinen-Norm« VDE 0113-1 gilt explizit nur für die Herstellung und die Erstprüfung von Maschinen, der spätere Betrieb ist hier nicht beschrieben. Die VDE 0113-1 enthält die Isolationsmessung auch nicht als verpflichtende Messung – dies ist eine Prüfung, die durchgeführt werden soll, wenn es aus Sicht des Herstellers sinnvoll er- scheint. 

Wann ist welche Fehlerstrom-Schutzeinrichtung (RCCB) einzusetzen?

Bei einer Fehlerstrom-Schutzeinrichtung (RCCB – Residual Current operated Circuit-Breaker) werden alle zu überwachenden Leiter durch einen Summenstromwandler geführt (außer der Schutzleiter). Der Summenstromwandler ist mit einer Auswerteeinheit verbunden, diese ist mit einem Auslöserelais verbunden, welches im Fehlerfall auslösen würde.

Was ist bei der Auswahl und dem Betrieb von Maschinen zu beachten?

Will man eine Maschine bauen, oder den elektrotechnischen Teil dazu beisteuern, müssen sich die Verantwortlichen mit der Maschinenrichtlinie 2006/42/EG auseinandersetzen und die sicherheitsbezogenen Teile von Maschinensteuerungen nach der Norm DIN EN ISO 13849-1 auswählen und einsetzen. Dieses erfordert allerdings die Bestimmung des zu erfüllenden Performance Levels, was aber den Rahmen dieser Praxisfrage sprengen würde. Als Hilfe stellt das Institut für Arbeitsschutz der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (IFA) das Software-Tool SISTEMA (Sicherheit von Steuerungen an Maschinen) kostenlos zur Verfügung.

Wie sind ausländische Qualifikationsnachweise zu bewerten?

Mitarbeiter im Berufsfeld der Elektrotechnik tragen eine hohe Verantwortung. Andere Menschen ohne elektrotechnisches Fachwissen müssen auf die Aussagen des Elektrikers vertrauen können. Vom Arbeitgeber des Mitarbeiters wird erwartet, dass er die Delegation von Pflichten sorgfältig durchführt – der Mitarbeiter soll die ihm übertragenen Aufgaben auch fachkundig erfüllen können. Ist die Auswahl des Mitarbeiters mangelhaft, kann man dem Arbeitgeber ein Auswahlverschulden vorwerfen und ihn haftbar machen.  

Müssen vorinstallierte RCD vom Typ AC ausgetauscht werden?

RCD des Typs AC sind für das Abschalten von sinusförmigen Wechselfehlerströmen, die plötzlich auftreten oder langsam ansteigen geeignet. Daraus lässt sich bereits ablesen, dass der TYP AC problematisch ist, da die Stromnetze heutzutage komplexere Verläufe aufweisen.

Der Praxisbereich sozial