Inwieweit muss die Ausbildungsabteilung in die elektrotechnische Organisation eingebunden werden?

02. 02.

Die Ausbildung ist in den meisten Betrieben dem Personalwesen zugeteilt. Leider ist in recht wenigen Fällen die dingend erforderliche Schnittstelle zu der im Unternehmen installierten Verantwortlichen Elektrofachkraft (VEFK) transparent und nachvollziehbar vorhanden. 

Zu Beginn der Frage sind noch ein paar Grundsätzliche Dinge zu klären: 

Berechtigung zum Ausbilden am Beispiel der HwO 

Um ausbilden zu können, müssen bestimmte Voraussetzungen erfüllt sein. Zunächst muss geprüft werden, ob alle erforderlichen Berechtigungen sowie Eignungen zum Einstellen und Ausbilden gegeben sindDie Handwerksordnung (HwO) und das Berufsbildungsgesetz (BBiG) unterscheiden zwischen Einstellen und Ausbilden: Auszubildende darf nur einstellen, wer persönlich geeignet ist. Ausbilden darf nur, wer persönlich und fachlich geeignet ist. Darüber hinaus dürfen Auszubildende nur eingestellt werden, wenn die Ausbildungsstätte betrieblich nach Art und Einrichtung geeignet ist und die Zahl der Auszubildenden in einem angemessenen Verhältnis zur Zahl der beschäftigten Fachkräfte steht. 

Fachliche Eignung (§ 22b HwO bzw. § 30 BBiG) 

Grundsätzlich ausbildungsberechtigt sind Handwerksmeister*innen in dem Handwerk, in dem die Meisterprüfung abgelegt wurde. Darüber hinaus sind auch andere Qualifikationen für die Berechtigung zur Ausbildung, abhängig vom ausgeübten Handwerksbereich, möglich. 

Zulassungspflichtiges Handwerk (A) 

In einem zulassungspflichtigen Handwerk besitzt die fachliche Eignung, wer: 

  1. die Meisterprüfung in dem zulassungspflichtigen Handwerk, in dem ausgebildet werden soll, oder in einem mit diesem verwandten Handwerk bestanden hat oder 
     
  1. in dem zulassungspflichtigen Handwerk, in dem ausgebildet werden soll, oder in einem mit diesem verwandten Handwerk 
    a) die Voraussetzungen zur Eintragung in die Handwerksrolle nach § 7 HwO erfüllt oder 
    b) eine Ausübungsberechtigung nach § 7a oder § 7b HwO erhalten hat oder 
    c) eine Ausnahmebewilligung nach § 8 HwO erhalten hat 

und den Teil IV der Meisterprüfung oder eine gleichwertige andere Prüfung, insbesondere eine Ausbildereignungsprüfung auf der Grundlage einer nach § 30 Absatz 5 des Berufsbildungsgesetzes erlassenen Rechtsverordnung, bestanden hat. 

Elektrotechnik ist ein zulassungspflichtiges Handwerk 

Der Ausbilder sollte als Mindestvoraussetzung den Meisterbrief im Handwerk aufwesienIm Meisterbrief ist auch die Ausbildereignungsprüfung beinhaltet. Bei allen anderen Ausbildungsgängen fehlt im Normalfall das erforderliche tiefe Wissen der VDE Normen. Da dieses Normenwissen jedoch für die Elektrotechnik, in der Industrie wie im Handwerk, mit die wichtigste Grundlage darstellt, sind andere Ausbildungsgänge wie Elektrofachkraft, Techniker oder Ingenieur teilweise nicht passend geeignet.  

Die Schnittstelle von der Elektroausbildung zu der VEFK aus dem Betrieb sollte transparent und nachvollziehbar erstellt werden. Hier einige beispielhaft aufgeführte Argumente: 

  • Das Prüfgeschäft für die elektrischen Anlagen und Betriebsmittel gehört zu den Aufgaben der VEFK. Die Ausbildungsabteilung gehört, wenn diese nicht explizit ausgeklammert ist, auch dazu. 
  • Der Ausbilder benötigt bei einem Betriebsdurchlauf der Auszubildenden Ausbildungsbeauftragte (fachlich und persönlich geeignete Personen) in den einzelnen Elektroabteilungen. Auch hier ist die VEFK durch die übertragene Unternehmerpflicht mit einzubinden. 
  • Auch der Ausbildungsinhalt sollte mit der VEFK bezüglich des späteren Einsatzes (erfolgreicher Abschluss der Ausbildung) im Unternehmen ein wenig abgestimmt werden. 

Die vorgenannten Ausführungen finden ihre rechtliche Begründung zunächst in § 130 Ordnungswidrigkeitengesetz. Hiernach hat der Inhaber eines Betriebes oder Unternehmens die Kardinalpflicht, Pflichtverstöße zu verhindern. Die obigen Ausführungen beschreiben die einzuhaltenden Pflichten. Werden diese nicht beachtet, weil sich etwa die Unternehmensleitung nicht in dem gebotenen Maße um die Einhaltung innerbetrieblicher Organisationsstrukturen bemüht, wird auch ohne den Eintritt eines Schadens bereits der Mangel innerhalb der Organisation als bußgeldbewährte Ordnungswidrigkeit gewertet (mit einer Bußgeldandrohung von bis zu 1 Mio. Euro).  

Eine weitere rechtliche Anforderung im Rahmen der innerbetrieblichen Organisation ist den Regelungen zu § 3 des Arbeitsschutzgesetzes zu entnehmen. Hiernach hat der Arbeitgeber die Rechtspflicht, „die erforderlichen Maßnahmen des Arbeitsschutzes unter Berücksichtigung der Umstände zu treffen, die Sicherheit und Gesundheit der Beschäftigten bei der Arbeit beeinflussen.“  

 
Hierzu hat er „für eine geeignete Organisation zu sorgen und die erforderlichen Mittel bereit zu stellen.“ Zudem muss er Vorkehrungen treffen, die sicherstellen, dass die Maßnahmen erforderlichenfalls bei allen Tätigkeiten beachtet und in die betrieblichen Führungsstrukturen eingebunden werden. Diese Vorkehrungen müssen außerdem dafür sorgen, dass die Beschäftigten ihren Mitwirkungspflichten nachkommen können. 

Autoren 

Stefan Euler (VDE und VDI) Geschäftsführer der MEBEDO Akademie GmbH und MEBEDO Consulting GmbH, Montabaur sowie geprüfter Sachverständiger Elektrotechnik des BDSH e.V. 

 

Welche Arbeiten dürfen von elektrotechnischen Laien an elektrischen Anlagen ausgeführt werden?

Hier hat der Unternehmer/ Arbeitgeber als oberster Anlagenbetreiber die Verantwortung, im Sinne der Sicherheit aller Mitarbeitenden und auch Dritter, für eine sichere Anlage zu sorgen. Ihm obliegt damit die Pflicht, die betrieblichen Prozesse in geeigneter Weise zu organisieren, sodass die Arbeitssicherheit jederzeit gewährleistet ist und auch bleibt. Lediglich kleinere elektrische Tätigkeiten, wie z. B. das Auswechseln eines Leuchtmittels oder einer Schmelzsicherung, sind unter gewissen Voraussetzungen für den Laien  erlaubt. 

Kann eine Differenzstromüberwachung anstelle einer Isolationsmessung an Maschinen zum Einsatz kommen?

Die wiederkehrende Prüfung einer Maschine fällt in den Anwendungsbereich der DIN VDE 0105-100/A1. Die eigentliche »Maschinen-Norm« VDE 0113-1 gilt explizit nur für die Herstellung und die Erstprüfung von Maschinen, der spätere Betrieb ist hier nicht beschrieben. Die VDE 0113-1 enthält die Isolationsmessung auch nicht als verpflichtende Messung – dies ist eine Prüfung, die durchgeführt werden soll, wenn es aus Sicht des Herstellers sinnvoll er- scheint. 

Wann ist welche Fehlerstrom-Schutzeinrichtung (RCCB) einzusetzen?

Bei einer Fehlerstrom-Schutzeinrichtung (RCCB – Residual Current operated Circuit-Breaker) werden alle zu überwachenden Leiter durch einen Summenstromwandler geführt (außer der Schutzleiter). Der Summenstromwandler ist mit einer Auswerteeinheit verbunden, diese ist mit einem Auslöserelais verbunden, welches im Fehlerfall auslösen würde.

Was ist bei der Auswahl und dem Betrieb von Maschinen zu beachten?

Will man eine Maschine bauen, oder den elektrotechnischen Teil dazu beisteuern, müssen sich die Verantwortlichen mit der Maschinenrichtlinie 2006/42/EG auseinandersetzen und die sicherheitsbezogenen Teile von Maschinensteuerungen nach der Norm DIN EN ISO 13849-1 auswählen und einsetzen. Dieses erfordert allerdings die Bestimmung des zu erfüllenden Performance Levels, was aber den Rahmen dieser Praxisfrage sprengen würde. Als Hilfe stellt das Institut für Arbeitsschutz der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (IFA) das Software-Tool SISTEMA (Sicherheit von Steuerungen an Maschinen) kostenlos zur Verfügung.

Wie sind ausländische Qualifikationsnachweise zu bewerten?

Mitarbeiter im Berufsfeld der Elektrotechnik tragen eine hohe Verantwortung. Andere Menschen ohne elektrotechnisches Fachwissen müssen auf die Aussagen des Elektrikers vertrauen können. Vom Arbeitgeber des Mitarbeiters wird erwartet, dass er die Delegation von Pflichten sorgfältig durchführt – der Mitarbeiter soll die ihm übertragenen Aufgaben auch fachkundig erfüllen können. Ist die Auswahl des Mitarbeiters mangelhaft, kann man dem Arbeitgeber ein Auswahlverschulden vorwerfen und ihn haftbar machen.  

Müssen vorinstallierte RCD vom Typ AC ausgetauscht werden?

RCD des Typs AC sind für das Abschalten von sinusförmigen Wechselfehlerströmen, die plötzlich auftreten oder langsam ansteigen geeignet. Daraus lässt sich bereits ablesen, dass der TYP AC problematisch ist, da die Stromnetze heutzutage komplexere Verläufe aufweisen.

Der Praxisbereich sozial