Wie ist mit „Reserveadern“ in Schaltschränken umzugehen? 

25. 02.

Beim Öffnen von Schaltgerätekombinationen sind, vorwiegend in älteren Anlagen, offene Adern und/oder fliegende Leitungsverbindungen an der Tagesordnung. Diese sind meist weder beschriftet, noch isoliert oder auf eine Klemme geführt, somit für den Monteur nicht klar zuordenbar und stellen daher eine potenzielle Gefahr dar.

Allgemeine Anforderungen 

Es gilt grundsätzlich, dass geeignete Schutzmaßnahmen getroffen werden müssen, um das Berühren aktiver Teile zu verhindern. Das kann z. B. durch Abdecken und Umhüllen der Reserveader durch eine geeignete Klemme erfolgen (Quelle: DIN VDE 0100-410:2018-10, Schutz gegen elektrischen Schlag, Anhang A).

Die Klemmen sollten außerdem so angeordnet und beschriftet werden, dass ihre Bedienung, Inspektion, Instandhaltung und der Zugang zu den Verbindungen leicht möglich sind. Das bedeutet, dass die Klemme, in Form einer Reihen- oder Installationsklemme, fest im Schaltschrank verbaut sein sollte (Quelle: DIN VDE 0100-510:2014-10, Allgemeine Bestimmungen Teil 4-51, Abs. 513 und 514.2).

Um die Funktion von Überspannungs-Schutzeinrichtungen (SPDs) nicht zu beeinträchtigen sind Reserveadern möglichst beidseitig zu erden. Dies gilt für alle Leitungen, die über einen SPD geschützt sind und insbesondere für Leitungen, die über eine LPZ-Grenze verlegt sind (Quelle: DIN EN 62305-4, z.B. Abschnitt 5.5; DIN EN 50310 Abschnitt 11).

In explosionsgeschützten Anlagen sind Reserveadern jedoch nicht, oder nur einseitig zu erden (Quelle: DIN EN 60079-14 Abschnitt 16.2.2.5.3).

Verhalten bei der Fehlersuche 

Da in der Regel nicht sichergestellt ist, dass keine Spannung an den offenen Leitungsenden anliegt, sollte die Fehlersuche stets mit isolierenden Handschuhen der Klasse 00 für Anlagen mit einer Nennspannung bis 500 V (nach VDE 0682-311) erfolgen, um einer möglichen Körperdurchströmung vorzubeugen. Die offenen Leitungsenden sollten im Zuge der Fehlersuche normgerecht isoliert werden. Werden Kabel/Leitungen nicht mehr benötigt, empfiehlt es sich diese vollständig zurückzuziehen oder im gesamten Verlauf zu demontieren.

Verwendung von Installationsklemmen 

Oft werden einzelne Leitungen auch mittels lose fliegender Installationsklemmen („Wagoklemmen“, benannt nach dem Hersteller) in Schaltgerätekombinationen verbunden. Die Verwendung dieser Klemmen ist grundsätzlich nicht verboten, hier kommt es auf die richtige Installation an.  Sie müssen mit den passenden Haltern auf der fest Hutschiene oder Grundplatte befestigt und beschriftet werden. Die dadurch neu entstandene Klemmleiste muss anschließend noch im Schaltplan ergänzt werden, um eine spätere Zuordnung zu ermöglichen.

Planung von Schaltgerätekombinationen 

Bei der Planung von Schaltgerätekombination ist es zwingend erforderlich im Vorfeld eine vollständige Kabelzugliste mit den folgenden Angaben dem Errichter zur Verfügung zu stellen:

  • Anzahl der Adern,
  • der Kabeltypen,
  • der Querschnitte,
  • und der späteren Kennzeichnung/Beschriftung.

Erst mit diesen Angaben kann mit der Erstellung der Fertigungsunterlagen für die Schaltgerätekombination begonnen werden. Ein Bestandteil der Fertigungsunterlagen ist der Schaltplan sowie der zugehörige Klemmplan, der mit den Informationen der Kabelzugliste gefüllt wird. Dies ermöglicht später eine schnellere Installation und Anschluss der Kabel/Leitungen vor Ort und es wird sichergestellt, dass genügend Klemmen verbaut sind.

Welche Arbeiten dürfen von elektrotechnischen Laien an elektrischen Anlagen ausgeführt werden?

Hier hat der Unternehmer/ Arbeitgeber als oberster Anlagenbetreiber die Verantwortung, im Sinne der Sicherheit aller Mitarbeitenden und auch Dritter, für eine sichere Anlage zu sorgen. Ihm obliegt damit die Pflicht, die betrieblichen Prozesse in geeigneter Weise zu organisieren, sodass die Arbeitssicherheit jederzeit gewährleistet ist und auch bleibt. Lediglich kleinere elektrische Tätigkeiten, wie z. B. das Auswechseln eines Leuchtmittels oder einer Schmelzsicherung, sind unter gewissen Voraussetzungen für den Laien  erlaubt. 

Kann eine Differenzstromüberwachung anstelle einer Isolationsmessung an Maschinen zum Einsatz kommen?

Die wiederkehrende Prüfung einer Maschine fällt in den Anwendungsbereich der DIN VDE 0105-100/A1. Die eigentliche »Maschinen-Norm« VDE 0113-1 gilt explizit nur für die Herstellung und die Erstprüfung von Maschinen, der spätere Betrieb ist hier nicht beschrieben. Die VDE 0113-1 enthält die Isolationsmessung auch nicht als verpflichtende Messung – dies ist eine Prüfung, die durchgeführt werden soll, wenn es aus Sicht des Herstellers sinnvoll er- scheint. 

Wann ist welche Fehlerstrom-Schutzeinrichtung (RCCB) einzusetzen?

Bei einer Fehlerstrom-Schutzeinrichtung (RCCB – Residual Current operated Circuit-Breaker) werden alle zu überwachenden Leiter durch einen Summenstromwandler geführt (außer der Schutzleiter). Der Summenstromwandler ist mit einer Auswerteeinheit verbunden, diese ist mit einem Auslöserelais verbunden, welches im Fehlerfall auslösen würde.

Was ist bei der Auswahl und dem Betrieb von Maschinen zu beachten?

Will man eine Maschine bauen, oder den elektrotechnischen Teil dazu beisteuern, müssen sich die Verantwortlichen mit der Maschinenrichtlinie 2006/42/EG auseinandersetzen und die sicherheitsbezogenen Teile von Maschinensteuerungen nach der Norm DIN EN ISO 13849-1 auswählen und einsetzen. Dieses erfordert allerdings die Bestimmung des zu erfüllenden Performance Levels, was aber den Rahmen dieser Praxisfrage sprengen würde. Als Hilfe stellt das Institut für Arbeitsschutz der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (IFA) das Software-Tool SISTEMA (Sicherheit von Steuerungen an Maschinen) kostenlos zur Verfügung.

Wie sind ausländische Qualifikationsnachweise zu bewerten?

Mitarbeiter im Berufsfeld der Elektrotechnik tragen eine hohe Verantwortung. Andere Menschen ohne elektrotechnisches Fachwissen müssen auf die Aussagen des Elektrikers vertrauen können. Vom Arbeitgeber des Mitarbeiters wird erwartet, dass er die Delegation von Pflichten sorgfältig durchführt – der Mitarbeiter soll die ihm übertragenen Aufgaben auch fachkundig erfüllen können. Ist die Auswahl des Mitarbeiters mangelhaft, kann man dem Arbeitgeber ein Auswahlverschulden vorwerfen und ihn haftbar machen.  

Müssen vorinstallierte RCD vom Typ AC ausgetauscht werden?

RCD des Typs AC sind für das Abschalten von sinusförmigen Wechselfehlerströmen, die plötzlich auftreten oder langsam ansteigen geeignet. Daraus lässt sich bereits ablesen, dass der TYP AC problematisch ist, da die Stromnetze heutzutage komplexere Verläufe aufweisen.

Der Praxisbereich sozial